Die Initiative Oerlinghausen rechtfertigt sich in seitenlangen Ein- oder Auslassungen zu der Debatte über den Umgang miteinander in der täglichen Kommunalpolitik unserer Stadt und leitet wie folgt ein: „Es ist letztendlich auch eine Sache des Blickwinkels und der Interpretation, ob wirklich ein Mangel an Respekt oder doch angebrachte Kritik vorliegt. Gerade letzteres wird oftmals falsch gewertet, wenn es einem an Selbstreflexion mangelt und das Selbstbild eklatant von dem eigentlichen Fremdbild abweicht.“
Mehr braucht es eigentlich nicht, wenn genau diese Sichtweise auf das eigene Tun angewendet würde. Kommunalpolitiker*innen haben eine Vorbildfunktion. Die gilt es nicht nur zu akzeptieren, sie muss auch (vor-)gelebt werden. Die Frage ob „wirklich ein Mangel an Respekt oder doch angebrachte Kritik vorliegt“, entlarvt das Dilemma der Initiative: Wenn „wirklich angebrachte Kritik vorliegt“, befreit das doch nicht davon, diese mit Anstand und Respekt auch vor Andersdenkenden anzubringen.
Im Ergebnis hat diese entlarvende Feststellung zu Misstrauen, zu Misstönen, sogar zu Gerichtsterminen und vielleicht auch zu Missverständnissen geführt. Fest steht, dass sich die Tonlage der politischen Debatte im Verhalten der Bürger*innen unserer Stadt widerspiegelt und den Gipfel in der unglaublichen Äußerung eines Bürgers im Bauausschuss vom 24.08.2022 erreicht hat, man müsse diese Kommunalpolitiker . . . An dieser Stelle spätestens sollte sich niemand mehr wegducken und hinter seitenlangen Rechtfertigungen verstecken, sondern jeder und jede Einzelne muss sich fragen, habe ich vielleicht einen Beitrag zu derartiger Verrohung geleistet. Und genau diese Grundhaltung lässt die Initiative Oerlinghausen vermissen.
Ist es das vielleicht, „wenn es einem an Selbstreflexion mangelt und das Selbstbild eklatant von dem eigentlichen Fremdbild abweicht.“?! Bleibt zu fragen, was ist noch mal ein „eigentliches“ Fremdbild?