– Sozialreformen statt Vergnügungen und Protz –
Was bietet man Besuchern aus der Nachbarstadt Oerlinghausen Wissenswertes und Interessantes bei einer Stadtführung? Der kompetente und unterhaltsame Stadtführer Hermann Janssen stellte drei Schwerpunktthemen in den Mittelpunkt: Heinrich Drake als verdienstvoller, kraftvoller Förderer und Einrichter nicht nur des großen Freilichtmuseums, die tatkräftige und mit Blick auf die Nöte der Bevölkerung einsatzfreudige Landesmutter Pauline mit ihren Sozialreformen und Detmolds zwiespältiges Leben mit und ohne jüdische Mitbürger.
Am Denkmal Heinrich Drakes vor dem Landesmuseum zeigte Janssen auf, welch sicheren Instinkt und wie viel politische Durchsetzungskraft die Errichtung des Freilichtmuseums für Detmold erforderte. Bei großer Konkurrenz für die Standortbestimmung war seine Erfahrung, seine politische Überzeugung und manchmal auch Raffinesse erforderlich. Da ist es gut, wenn der Stadtführer in jungen Jahren mit Drake persönlich zusammenarbeiten durfte und charakterisierende Reminiszenzen einbringen kann!
Am Schloss erfuhr die Reisegruppe, weshalb die Fürstin Pauline sich noch heute größter Beliebtheit und Verehrung erfreuen dürfte. Sie war eine „Landesmutter“ im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre soziale und humane Politik wurde weder von den Vorgängern angefangen, noch von ihren Nachfolgern fortgesetzt. Sie verfolgten eher eigene Interessen wie Prunk, Jagdgesellschaften und andere Festivitäten statt Sozialreformen!
In der Mauerstraße wurde die Besuchergruppe mit dem einstigen jüdischen Leben in der Stadt konfrontiert. Mit Betroffenheit erfuhren alle, wie bereits in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts und erst recht in der Nazizeit, durch Verbrechen vielerlei Art das einstmals rege jüdische Leben ausgelöscht wurde. Mit einer wichtigen Projektarbeit hat ein Detmolder Gymnasium Daten, Kenntnisse, Berichte und Fakten zusammengetragen und diese mit einer Ausstellung dokumentiert. Die wichtigsten Ergebnisse werden in großen Folienbildern mit entsprechenden Erläuterungen gezeigt. Besonders berührt betrachteten die Besucher die älteste Synagoge, die sich im Privatbesitz befindet und leider dem Verfall preisgegeben ist.
Mit dem Gang durch wichtige Aspekte der Stadtgeschichte wurden die Teilnehmenden auch durch kleine unbekannte Gassen, sog. Tweten geführt, die viele staunen ließen, da sie bei den gewohnten Stadtspaziergängen einzelner bisher kaum Beachtung gefunden hatten.
Eine gelungene Stadtführung mit vielen interessanten Informationen!
Die nächste Unternehmung der AG 60 plus wird am 11.8. in den Duftgarten Taoasis in Lage führen.