Besuch der Bildungsstätte Haus Neuland und der neuen Ausgrabung eines römischen Marschlagers
Bei sonnigem Wetter und ebensolcher Laune trafen sich die seit 16 Jahren befreundeten Arbeitsgemeinschaften 60 plus aus Ennigerloh und Oerlinghausen. Im jährlichen Wechsel werden die Kontakte durch gegenseitige Besuche vertieft. Dabei geben sich die Gastgeber immer viel Mühe, ein attraktives und informatives Programm anzubieten. Diesmal hatten sich die Oerlinghauser beim Haus Neuland eingeladen. Diese große und bedeutende Erwachsenen- und Jugendbildungsstätte hat eine lange und erfolgreiche Tradition mit Seminaren und Tagungen für gesellschaftspolitisch interessierte Menschen.
In einem launigen Einführungsvortrag ging die Geschäftsführerin Ina Nottebohm auf die imposante Entwicklung von den ersten Schritten mit Falken-Zeltlagern, Baumfällaktionen und dem Bau des „Lilahauses“ bis zum heutigen Bildungsinstitut mit rund 30 00 Teilnehmertagen pro Jahr ein.
Gern ließ sie sich von alten Oerlinghausern unterbrechen, die ihre Erinnerungen an die Anfänge zum Besten gaben. „Selbstverständlich haben sich die Gesellschaftsfragen, die allgemeinen Anforderungen und die Bedürfnisse der Teilnehmer immer wieder gewandelt. Wir stellen uns diesen Aufgaben, und wir haben die notwendige Kompetenz dazu“, erklärte Ina Nottebohm. Zum allgemeinen Bildungsangebot zu den brennenden Fragen unserer Zeit wie beispielsweise „Gefährdung des Freihandels“, „Kriegsgefahr im Nahen Osten“, „Rechtspopulismus“, „Konsumverhalten und Umweltbelastung“ gehören auch Seminare zur beruflichen Weiterbildung und –qualifizierung. Dabei ist Haus Neuland mit seinen 64 Mitarbeitern/innen und seinen 24 Seminarräumen auch selbst Ausbildungsbetrieb. Solche Fakten und die anschließende Hausbesichtigung beeindruckten nicht nur die Oerlinghauser Senioren/innen, die seit vielen Jahren keinen Einblick mehr in ihr „altvertrautes Haus Neuland“ nehmen konnten.
Nach der obligaten Plauderstunde mit Kaffee und Kuchen in der „Hermanns Küche“ führte die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit Christin Ostländer die Gruppe zu den in diesem Jahr begonnenen Ausgrabungen aus der Römerzeit. Angesichts der zum Teil abgedeckten und bescheidenen Ausgrabungsfläche meinte Frau Ostländer treffend: „Hier ist Fantasie gefragt!“ Und es gelang ihr überzeugend und sachkundig, bei den Zuhörern ein Kopfkino auszulösen. Das in Westfalen bisher einzige Marschlager aus der Zeit von Kaiser Augustus in der Größe von etwa 36 Fußballfeldern muss Rast- und Schlafplatz für bis zu 25 000 Menschen und ungezählten Tieren gewesen sein. Das Gedränge und die Strapazen der römischen Legionäre mit ihrer militärischen Ordnung sind heute kaum vorstellbar. Ein niederländischer Hobbyarchäologe hatte 2017 den Wall des Lagers im Wald beim Haus Neuland gefunden und die Forschung ins Rollen gebracht. Jetzt hofft man, Zeltheringe oder gar Feldbacköfen zu finden. „Ich kann mir gar nicht ohne Rührung vorstellen, vor rund 70 Jahren auf diesem historischen Waldboden auch gezeltet zu haben“, meinte ein Teilnehmer. Einig waren sich die Oerlinghauser und Ennigerloher Senioren/innen in dem Urteil: „Wir sind gespannt, wie dass alles weiter geht!“ Fröhliche Gespräche mit weiteren Informationen bildeten den Ausklang in der Hermanns Küche bei einer zünftigen Gulaschsuppe und kalten Getränken.